Nach der Zurückdrängung des Osmanischen Reiches in den Südosten des Balkan und mit den Ergebnissen des Berliner Kongresses von 1878 wurde Serbien ein unabhängiger Staat. 1882 wurde dann das Fürstentum, das zunächst nur das heutige Zentralserbien umfasste, in das Königreich Serbien umgewandelt. Nach meinen Erkenntnissen hat es bis in die Zeit des 1. Weltkrieges keine eigene größere Produktionsstätte für Streichhölzer in Serbien gegeben. Möglicherweise stammt das links abgebildete Etikett aber doch aus dieser Zeit. Die Existenz einer eigenen serbischen Produktion ist wohl durch den kyrillischen Aufdruck "Serbische  Streichholzfabrik bei/in Belgrad" belegt? Einen weiteren Hinweis auf eine eigene Streichholzproduktion in Serbien könnten untenstehende Etiketten, die vermutlich als Rundumetikett (ARTB - all round the box) verklebt wurden, geben. Die Firmenangabe  M.P. BAJROVIC und Co. im zumindest heute in Serbien liegenden Priboj deutet darauf hin. Interessant ist auch hier die Bezeichnung in kyrillisch und zweitens steht "Kibrit" für Streichhölzer im Türkischen bzw. auch Bulgarischem. Die Informationen und die Kopien der Etiketten verdanke ich Sammlerfreund Jelinek aus der Tschechischen Republik. Das Rundumetikett ist aber auch im SOLO Katalog von Jiri Kucera unter der Nummer 09.7 gelistet (Hersteller offenbar SOLO, 1907)?


In den Balkankriegen kamen bis 1913 weitere Gebiete dazu (Kosovo, Teile Mazedoniens und Montenegros). Importiert wurden aber wohl hauptsächlich Schachteln aus Belgien und Frankreich, z.B. von der Fabrik "La Suedoise" (Grammont bzw. Geraardsbergen in Belgien) hergestellt und mit dem Aufdruck "Srpski Državni Monopol" (Serbisches Staatsmonopol) versehen. In meiner Sammlung habe ich einige dieser ARTB Etiketten.

Importiert wurde aber auch aus Deutschland, so z.B. von der Fabrik "Union" in Augsburg. Auch hier sind die Etiketten, die man im Allgemeinen aus der Fabrik kennt ("Buzbrothers ... Union", Schutzmarke "Säbel"), offensichtlich aber wohl für den Export nach Dänemark vorgesehen, mit dem Aufdruck "Srpski Državni Monopol" (Serbisches Staatsmonopol) versehen. Darüber hinaus sind auch Etiketten aus der Zweigniederlassung der "Union" Augsburg in Linz bekannt. Die unten abgebildeten Etiketten hat mir freundlicherweise Sammlerfreund Wolfgang Brauer als Kopien überlassen.

Weitere Importe stammten z.B. aus Finnland, eventuell auch aus Russland oder Schweden. Bei einigen Etiketten sind auch Paketetiketten bekannt.

Darunter sind möglicherweise noch ältere Etiketten abgebildet (rechts ein Import aus Böhmen). Auf den Etiketten ist auch der Schachtelpreis mit 5 Para (arabisch bara = Silber, türkisch para = Geld) angegeben.


Einige der Etiketten sind auch als ARTB (Rundum-Etikett) verwendet worden. Der Hersteller ist mir allerdings nicht bekannt. Interessanterweise ist auf der Rückseite der ARTB-Etiketten vermerkt: "Derjenige, der die Schachtel teurer als 5 Para verkauft, oder der eine Schachtel, aus der schon Streichhölzer entnommen wurden, verkauft, wird mit bis zu 150 Dinar bestraft. Angezündet werden die Streichhölzer nur an der dunkelgrauen Fläche seitlich an der Schachtel". Dieser Aufdruck steht wohl für eine Art Preisbindung und versteht sich als Warnung an Nachahmer und Betrüger. Weitere, mglw. noch ältere Etiketten (ARTB) sind darunter abgebildet. Kopien einiger Etiketten hat mir Sammlerfreund Jelinek aus Tschechien zur Verfügung gestellt, Vielen Dank. 


Das serbische Staatsmonopol für Zündhölzer (Srpski Državni Monopol Žižica) existierte wahrscheinlich bis zur Auflösung des Königreichs Serbien 1918.

Ebenfalls im Ergebnis des Berliner Kongresses von 1878 wurde Montenegro als unabhängiger Staat, zunächst wie Serbien als Fürstentum, etabliert. Hauptstadt wurde Cetinje. 1910 wurde das Fürstentum in ein Königreich überführt. Inwiefern es ein eigenes Zündholzmonopol gab und aus welchen Ländern/Fabriken importiert wurde, ist mir leider nicht bekannt. Sicher ist wohl nur, dass unten abgebildetes Paket- und Normaletikett mit einer Darstellung des historischen Cetinje, in Montenegro vertrieben wurden und aus dem Jahre 1906 stammt. Hersteller könnte "Union" Linz (damals schon unter dem Dach des SOLO-Konzerns in Wien) sein. 1914 stellte sich Montenegro an die Seite Serbiens und wurde durch die österreichisch-ungarische Armee Anfang 1916 besetzt. Die österreichisch-ungarische Besatzungsmacht errichtete ein Generalgouvernement, nach dem Vorbild des ebenfalls besetzen Serbiens.

Während des Ersten Weltkriegs wurden im besetzten Serbien und Montenegro k.u.k. Zündholzmonopole eingerichtet (1915-1918), Etiketten kamen wahrscheinlich zumeist von "DRAVA" aus Osijek. Interessanterweise ist die Beschriftung der Etiketten für Montenegro in serbokroatisch und albanisch. Montenegro (spanisch für schwarzer Berg oder schwarze Berge, im serbokroatischen Crna Gora) heißt im albanischen Mali i Zi, wie auf den Etiketten zu lesen ist. Möglicherweise gibt es auch zum "Zündhölzchenmonopol in Montenegro" noch ein Paketetikett? In meinem Besitz befindet sich leider nur die unten abgebildete Kopie. Ferner habe ich ebenfalls nur in Kopie Etiketten in rot, die für das k.u. k. Zündhölzchenmonopol in Montenegro herausgegeben wurden.

Von einer gewissen Übergangszeit am Ende des 1. Welt-kriegs (1918-1919) und vor Gründung des SHS Staates zeugen Etiketten eines nicht mehr serbischen staatlichen Monopols (Državni Monopol Žižica) und einer neuen Währung, nämlich dem Dinar, im Vergleich zum Etikett oben links, das einen Preis von 5 Para aufweist. Ebenfalls verändert stellt sich das Staatswappen dar. Die Streich-holzschachteln und die verklebten Etiketten stammen möglicherweise schon aus Osijek.